Architektur als haut
Expressive Mediationen
Um den zeitgenössischen Herausforderungen einer vielschichtigen und komplexen Gesellschaft gerecht zu werden, wird von Paint, statt einem architektonischen Objekt, eine architektonische Schnittstelle entwickelt. Wie eine biologische Haut agiert diese als Berührungs-, Austausch- und Übersetzungsfläche zwischen unterschiedlichen Systemen. Die Haut ermöglicht dadurch eine Koexistenz und eine Mediation zwischen Differenzen.
Viele unserer Bauherren befinden sich heutzutage in einer Situation, in welcher ein neues Gebäude oder ein Stadtteil entstehen soll, welches simultan auf viele unterschiedliche, und oft widersprüchliche, Parameter im Bau und im Betrieb reagieren muss.
Im Gegensatz zu einem eindimensionalen und „gefäß-haften“ architektonischen Objekt, welcher oftmals als isolierter Baukörper fungiert, ermöglicht die architektonische Schnittstelle stets eine multidirektionale sowie multidimensionale Einbindung unterschiedlicher Welten. Als interdisziplinäres Architekturbüro entwickeln und planen wir daher integrale Hochbauten und Stadtteile als multimodale Schnittstellen, welche zwischen unterschiedlichen Sphären vermitteln. Unsere Ansätze definieren daher folgende Leitlinien:
° Wertsteigerung durch flexible Lösungen an der Schnittstelle unterschiedlicher Milieus
° Nachhaltigkeit als systeminhärente Dynamik und Veränderbarkeit
°Vernetzung von Unterschiedlichkeiten als sozio-ökonomische Identitätsbildungsstrategie
Basierend auf einer genauen Analyse der ökonomischen, städtebaulichen, sozio-kulturellen und ökologischen Parameter des Projekts entwickeln wir unsere Architekturen als „gebaute Haut“, sprich als holistisches Vermittlungsorgan zwischen unterschiedlichen Milieus. Demnach reagiert Paints Architektur stets auf den Kontext und auf die Umgebung, während projektbezogene Schwächen dazu verwendet werden, um daraus identitätsgebende Stärken zu generieren. Unser Fokus liegt daher auf eine proaktive Architektur, welche für unsere Bauherrn stets einen sozioökonomischen und ökologischen Mehrwert liefert.
Paint steht demnach für einen fiktional-pragmatischen Urbanismus und einen poetischen Realismus in welchem die Verflechtung von Figuration und Abstraktion sowie Pragmatik & Fiktion jenen unerwarteten Mehrwert generiert. Dadurch wird die Entstehung einer polymorphen & dynamischen, urbanen sowie sozio-kulturellen Identität ermöglicht.
Unterschiedliche konventionelle urbane Programme wie Wohnen, Arbeiten, Bildung, Produktion, Ökologie, Landschaft, Unterhaltung, Erholung, Einkaufen und Mobilität werden daher neu verflochten – sprich in einem neuartigen strukturellen Verhältnis zueinander gebracht. Analog werden auch klassische architektonische Elemente – wie Boden, Wand, Decke, Beleuchtung, Fenster, Tür, Fassade, Balkon, Dach, Aufzug, Treppe und Rampe – neu verwoben und damit ebenfalls zu einem neuartigen strukturellen Geflecht moduliert. Paints architektonische Schnittstellen sind demnach lebendige Membranen, urbane Fiktionen; begehbare, erlebbare und gebaute Malereien im öffentlichen Raum welche NutzerInnen einladen diese mit- und weiterzuentwickeln.
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Mina Yaney („Fragmente aus dem Hautmanifest„, 2020)