Büro für architektonische Schnittstellen

Visitor Center

Belvedere

Planungszeitraum: 2024
Nutzfläche: 4000m2

Architektur: Mina Yaney
Tragwerksplanung: Bollinger+Grohmann

Gegenstand des Wettbewerbs war die Erlangung von architektonischen Vorentwurfs-Konzepten für ein Visitor Center für das Obere Belvedere sowie die erforderlichen Adaptierungen der Bestandsbauten.

Das Planungsteam stellt sich folgende interdisziplinäre Frage in Bezug auf die Bauaufgabe: Wie kann eine unterirdische Architektur konzeptualisiert werden, welche auf den vorliegenden, hochsensiblen, barocken und denkmalgeschützten Kontext adäquat Bezug nimmt und simultan eine ökonomische und effiziente Organisation der Funktionen und des Besucherstroms gewährleistet?

Die kraftvolle und dramatische Ästhetik des Barock, wird daher in eine “unsichtbare“ räumliche Erfahrung übersetzt. Im neuen Visitor Center ist daher das zeitgenössische Leitbild: „Barock als Erfahrungsraum.“

Wir entwickeln – von der Prinz-Eugen-Straße aus – eine graduelle Unterführung bis hin zum unterirdischen Visitor Center, welche ein großmaßstäbliches architektonisches Kontinuum entlang der West-Ost-Achse bildet.

Dadurch entsteht ein majestätischer, langgestreckter Trakt von ungefähr 130 x 30 Meter, welcher die Errichtung eines säulenfreien, durchgehenden Korridors von 130 x 9 Meter ermöglicht. Durch diesen architektonisch Eingriff entsteht ein Entwurf der folgende Eigenschaften erzeugt und vernetzt:

  1. Die Großmaßstäblichkeit und die barocke Axialität des Belvederes sowie des öffentlichen Vorplatzes wird dadurch unterirdisch verräumlicht und architektonisch übersetzt.

  2. Eine effiziente und ökonomische Produktion und Konfiguration des Onboarding Systems wird durch eine lineare Sequenzierung der Funktionen, entlang des neuen urbanen Korridors, gewährleistet. (Dadurch werden, wie vom BDA gefordert, “Geschäfts-, Lokal- und Museumsbeschriftungen auf ein Minimum beschränkt.)

  3. Es entsteht ein großmaßstäblicher “roter Teppich” bzw. ein urban-architektonischer Korridor (mit mehr als 1500m2 Nutzfläche) welcher – zusätzllich zur Funktion des Foyers –  als multimedialer Aufenthalts- Begegnungs- und Eventraum fungieren kann.

  4. Schaffung eines einzigartigen architektonischen Kontinuums als Basis für eine Reinszenierung des “Barockalen” und als kohäsiven (jedoch vielfältigen) Erfahrungsraums.

Funktionale & ökonomische Aspekte
Durch die lineare Sequenzierung der Funktionen wird einerseits eine effiziente und orientierungs-freundliche Organisation des Onboarding Systems und des Besucherstroms gewährleistet, während simultan eine ökonomische Bau- und Planungslogik ermöglicht wird. Es wird dadurch ein ökonomisches Bauwerk mit hoher architektonischer, kontextueller, programmatischer und funktionaler Qualität und Effizienz entworfen.

Neben der Linearität der Funktionsanordnung wird ein synergetischer Umgang mit dem funktionalen Bestand verfolgt. Gewisse räumliche und bauliche Elemente werden nicht eliminiert, sondern durch den Neubau aufgenommen und funktional neu integriert. Dadurch wird die Effizienz in Bezug auf Baukosten und Bauzeit maximiert. Mit einem minimalen Input wird ein maximaler Output generiert.

Tragwerksplanung:
Um diesen rund 25 bis 30 Meter breiten Trakt auszuführen, wird eine Stahlverbunddecke mit I-Profilen und einer durch Kopfbolzendübel verbundenen Stahlbetonschicht vorgesehen. Die Profile sind Mehrfeldträger die in drei etwa gleiche Felder aufgeteilt werden, um die Bauhöhe bei hoher Auflast trotzdem klein zu halten. Die Auflager bilden längs verlaufende Trennwände bzw. Stahlbetonunterzüge, welche auch zur horizontalen Aussteifung herangezogen werden.

Der Großteil des Tragwerks befindet sich in sicherem Abstand zu den Bestandsmauerwerken, jedoch müssen im Eingangsbereich des Schlosses und im straßenseitig gelegenen Kavalierstrakt Wände abgetragen werden, um den Zugang zu ermöglichen. An diesen Stellen werden Abfangträger aus Stahlhohlkasten vorgesehen, welche die darüberliegenden Strukturen im Endzustand sichern, jedoch nicht die visuelle Integrität des Bauwerks stören. Im Bauzustand wird vor allem beim Aushub und bei der Herstellung der Fundamente darauf geachtet, dass Vibrations- und Impulsarme Verdichtungsmethoden verwendet werden, um die historischen Bauteile nicht zu stören. Während der Bauzeit sind kontinuierliche Setzungsmessungen zur Überwachung des Bestands projektiert.